65. Jahrestag des Beginns der organisierten Vertreibung per Bahntransporten

Utl.: Schweigen der Tschechen ob Vertreibung nötig war.

In einem Artikel von „Die Presse”, berichtet ihr Korrespondent Hans-Jörg Schmidt aus Prag über das Schweigen in der heutigen Tschechischen Republik zu diesem Jahrestag.

Die gigantische Massendeportation des Jahres 1946 begann am 25. Jänner 1946 als Grenzübertritt in Furth im Wald (Bayern), als die Sudetendeutschen per Eisenbahn in Vieh- und Kohletransportwaggons – 1 Transport bestand aus 40 Waggons mit je 30 Vertriebenen, also 1.200 Personen – abgeschoben wurden. Dies war der Beitrag der Alliierten: die humane Abschiebung.

Seit Mai 1945 lief ja die „wilde Vertreibung”, wo bis Ende 1945 bereits über 1 Million Sudetendeutsche beraubt über die Grenze gejagt wurden – 241.000 Opfer waren in diesem Zeitraum zu beklagen.

Dass der Jahrestag des Beginns der organisierten Vertreibung, der organisierten Inhumanität im heutigen Tschechien „fast geräuschlos” vorüberging, überraschte Hans-Jörg Schmidt, sind doch gerade in den letzten Monaten schlimme Geschichten von Mord und Totschlag an den Sudetendeutschen, von gefundenen Massengräbern in Rundfunk, Fernsehen und anderen Medien ausführlich behandelt worden.

Es gab auch tschechische Kritik zur angeblichen „Einseitigkeit” dieser Geschichtsaufarbeitung im Lande – darunter natürlich auch von Präsident Vaclav Klaus.

Überraschend ist, dass auch die konservative „Lidove noviny” darüber klagt, „dass deutsche und österreichische Medienereignisse ausschlachteten, um die weit größere deutsche Schuld zu relativieren. Das Blatt gehört einem deutschen Verlag, das macht es für Kritiker verdächtig, deutschfreundlich zu sein.

Vermutlich um fruchtlosen Debatten in der eigenen Redaktion auszuweichen, suchte der renommierte Kommentator der Lidove noviny, Luboš Palata, die führende slowakische Tageszeitung „Sme” aus, um einen langen Beitrag zum 65. Jahrestag der Vertreibung veröffentlichen zu können, die er „das schändlichste Kapitel der jüngeren tschechischen Geschichte” nannte.

Die Slowaken haben tatsächlich ein unverkrampfteres Verhältnis zu „ihren” Deutschen, den Karpatendeutschen: Das slowakische Parlament hatte sich schon vor 20 Jahren für das Unrecht an ihnen entschuldigt und dabei den Verlust der kulturellen Mannigfaltigkeit der Slowakei durch die Vertreibung bedauert.

Das Schweigen der Tschechen

In besagtem Artikel ging Palata genau auf diese Frage ein: Die Frage, ob die Vertreibung nötig war und welche Folgen sie für Tschechien hatte. „Womöglich sind wir noch immer nicht bereit, die Antwort auf diese Frage zu suchen. Und daher herrscht in Tschechien in diesen Tagen so eine Stille”, schreibt er. Sein Beitrag in einer slowakischen Zeitung war dieser Tage der einzige eines Tschechen zu dem Thema.

 

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Wien, am 1. Feber 2011

Veröffentlicht in Aus der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Historisches Reichenberg.

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