Von Stuttgart nach Prag – Verbindungen zwischen Baden-Württemberg und der Tschechischen Republik werden enger

Dienstbier

Bei Minister Dienstbier

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Stuttgart nach Prag sind es Luftlinie nur 406 Kilometer und doch scheinen beide Städte Galaxien getrennt. Anders lässt sich nicht erklären, dass es noch so wenige direkte Kontakte zwischen beiden Ländern gibt. Um diese Kontakte zu intensivieren begleiteten Klaus Hoffmann, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Bruno Klemsche, dessen Stellvertreter, den baden-württembergischen Innenminister auf einer Delegationsreise in die tschechische Hauptstadt.

Bereits im vergangenen Jahr war es die Sudetendeutsche Landsmannschaft, die eine Delegation nach Prag führte. Damals begleiteten die CDU Abgeordneten Paul Nemeth und Heribert Rech den SL-Landesobmann und seinen Stellvertreter. Schon dieser Besuch zeigte die Möglichkeiten, die eine Intensivierung der Beziehungen zwischen Baden-Württemberg und der Tschechischen Republik eröffnen könnte. Nemeth und Rech erkannten diese Potentiale auf den Gebieten der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sofort. Doch der Weg ist neu und der Weg ist lang.

Innenminister Gall folgte nun, in seiner Funktion als erster Ansprechpartner der Heimatvertriebenen in Baden-Württemberg, einem Wunsch von Klaus Hoffmann eine Delegation nach Prag zu führen.

Bruno Klemsche meinte „Wir haben in den vergangenen Monaten die Beziehungen zu den politisch Verantwortlichen in Baden-Württemberg stetig weiterentwickelt. Diese Delegationsreise des Innenministers ist der Beweis dafür. Sie zeigt, dass für das Ausschöpfen der Möglichkeiten einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Baden-Württemberg und der Tschechischen Republik wir Sudetendeutschen ein wichtiges Bindeglied sind.“

Die aktuelle Situation erlaubte zwar nur eine kurze Reise und einen ersten Eindruck; sie trug aber wesentlich zur Vertiefung der Beziehungen beider Länder bei. Die Delegation wurde in Prag von seiner Exzellenz Botschafter Dr. Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven in der Deutschen Botschaft, dem Palais Lobkowicz, empfangen. Es entwickelte sich eine intensive Diskussion über die aktuelle politische Situation in der Tschechischen Republik. Innenminister Gall richtete viele Fragen an den deutschen Botschafter. Breiten Raum nahm die aktuelle Situation der Flüchtlinge ein. Diese werden, anders als in Deutschland, in der Tschechischen Republik bisher kaum aufgenommen.

Besonderes Interesse zeigte der baden-württembergische Innenminister auch am Aufbau der staatlichen Organisationen bis hin zu den Kommunen.

Bei einem gemeinsamen Mittagessen, zu dem auch Irene Novak vom Kulturverband und Martin Dzingel, Präsident der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien, eingeladen waren, kam es zum ersten Kontakt des Ministers mit Vertretern der Deutschen Minderheit.

Zusammen besuchte die Delegation anschließend das Sudetendeutsche Büro in Prag, wo sie von Peter Barton, dem Leiter des Prager Büros der Sudetendeutschen Landsmannschaft, empfangen wurde. Peter Barton erläuterte die Aufgaben und die Entwicklung des Büros im letzten Jahrzehnt. Von dort führte der Weg zu Minister Jiří Dienstbier, ČSSD; Dienstbier ist Minister für Menschenrechte und Gleichstellung. Zwischen Innenminister Reinhold Gall und Jiří Dienstbier kam es bei dem ca. einstündigen Gespräch zu einem angeregten Austausch. Vor dem Hintergrund des vor kurzem abgeschlossenen strategischen Dialogs zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik, der ausdrücklich das Engagement der deutschen Bundesländer vorsieht, konnten einzelne Themenfelder direkt angesprochen werden. Besondere Aufmerksamkeit erregte das Thema der Ombudsfrau als Schiedsstelle. Ein solches Amt ist in Baden-Württemberg nicht in dem Umfang wie in der Tschechischen Republik bekannt. Auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Deutschland im Polizeiwesen wurde gestreift.

Im Prager Haus der nationalen Minderheiten traf die Delegation wieder mit Martin Dzingel dem Vorsitzenden der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien, sowie Irene Nowak, der Vorsitzenden des Kulturverbandes der deutschen Bürger in der Tschechischen Republik zusammen. Im Gespräch verschaffte sich Innenminister Gall einen direkten Einblick in die aktuelle Situation der deutschen Minderheit.

Innenminister Gall brachte als Gastgeschenke Versteinerungen und damit Millionenjahre alte Zeugen aus Urgeschichte Baden-Württembergs mit. Klaus Hoffmann überreichte als Geschenke neben der Grundsatzerklärung der Sudetendeutschen Landsmannschaft, den aktuellen Flyer der Sudetendeutschen in Baden-Württemberg und den Heimatkalender 2016 des Heimatkreises Reichenberg.

Viel zu kurz war der erste Gedankenaustausch des baden-württembergischen Innenministers in Prag, aber dringende Amtsgeschäfte erzwangen die Rückreise am selben Tag. Innenminister Gall nahm viele neue Eindrücke mit zurück nach Stuttgart konnte aber aus Zeitmangel von der „Goldenen Stadt“ Prag nur kurze Blicke erhaschen.

So sagt Klaus Hoffmann: „Als sudetendeutsche Brückenbauer haben wir den Weg für diesen Ministerbesuch geebnet. Auch wenn viele Fragen noch offen sind wird sich der sudetendeutsch-tschechische Dialog weiter entwickeln, davon bin ich überzeugt. Unsere Kontakte in die Tschechische Republik und zu unseren Landsleuten in der Heimat werden helfen. Ich wünsche mir, dass in einem offenen und ehrlichen Dialog die sudetendeutsche Frage behandelt wird und sich die Beziehungen zwischen den Menschen und den offiziellen Vertretern weiter verbessern werden.“

Die beiden sudetendeutschen Vertreter blieben noch zu einem weiteren Gedankenaustausch mit Peter Barton in Prag. Hier wurden konkrete gemeinsame Projekte für die weitere Zusammenarbeit erörtert ehe die beiden ihre Heimreise antraten.

Klaus Hoffmann schließt „Ich wünsche mir eine längere Reise mit Regierungsvertretern in naher Zukunft nach Prag zur weiteren Vertiefung der Beziehungen. Denn es gibt viele Felder auf denen Baden-Württemberg mit der Tschechischen Republik zusammenarbeiten könnte.“

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