Reichenberg: 20 Jahre Landesversammlung der Deutschen

20 Jahre Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien – eine Erfolgsgeschichte:

(Ein kleiner Beitrag zu dem gleichnamigen Buch, das Walter Piverka im Einvernehmen mit dem Büro der Landesversammlung der Deutschen 2007 schrieb und auch herausgab, wobei wir uns hier auf Reichenberg beschränken.)

Der Inhalt des Buches ist sicherlich die beste, vielleicht sogar die einzige Analyse jener Zeit. Damals ging es darum, den nach der Vertreibung verbliebenen Deutschen jene Bedeutung und Gleichberechtigung zu verschaffen, die ihnen hätte schon lange zukommen müssen. Piverka analysiert vor allem die Ereignisse in Prag, beginnend mit dem Aufstand der Dissidenten, die Zusammenarbeit mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft, die Gründung des Prager Verbandes und die Versuche, durch Einigung der Volksgruppe mehr Gewicht auf politischer Ebene zu erreichen.

Unser heutiger Beitrag würde gern auf jene spezifischen Probleme und Ereignisse aufmerksam machen, die mit der ganzstaatlichen Entwicklung notwendigerweise nicht immer gleich koordiniert werden konnten, schließlich aber doch 1992 zur Gründung der Landesversammlung führten. Natürlich kann eine Kalenderseite keine Analyse sein, aber auf einige spannende Momente jener Zeit kann sie gut aufmerksam machen.

Auf der 14. Seite unseres Heimatkalenders 2011 haben wir versucht darzustellen, was uns in 10 Jahren (1990-2000) als Verband der Deutschen in Reichenberg vor allem auf kulturellem Gebiete und in sozialen Bereichen gelungen ist. Heute wollen wir versuchen auf jene grundsätzlichen politischen Probleme zurückkommen, die es damals nach 40 Jahren Diktatur anzupeilen galt, auch wenn wir nur als Verein agieren konnten. Vorauszuschicken ist, dass wir gleich zu Beginn -nach der Wende 1989- auf die Hilfe und den Rat des Heimatkreises Reichenberg zurückgreifen konnten, der damals unter dem Vorsitz von Ossi Böse arbeitete. Wir sind davon überzeugt, dass ohne diese überaus aktive Hilfe Vieles nicht gelungen wäre. Die hervorragende Arbeit des Heimatkreises, seine Einbindung in die SL und deren Gliederungen, alles das konnten wir in München, in Kissingen und anderswo in Augenschein nehmen und es wirkte auf uns wie das Aufwachen aus einem bösen Traum. Aber es war auch Ansporn, die Demokratie nach vorn zu bringen. Nun war uns von vornherein klar, dass wir nur mit vereinten Kräften etwas bewirken können. Ellys Bílá, die damalige Vorsitzende unserer Grundorganisation des Kulturverbandes der Bürger deutscher Nationalität fuhr also mit Erwin Scholz zur Plenartagung des Zentralausschusses am 16. 5. 1990 nach Prag, um dort den Vorschlag Reichenbergs zu einer Kursänderung vorzutragen, die auch im Kulturverband demokratische Verhältnisse schaffen sollte. Der Antrag, konzipiert und vorgetragen von Erwin Scholz wurde mit 18:2 Stimmen abgelehnt. Den ganzen Wortlaut des Antrages führt Piverka auf Seite 34 und 35 seines Buches an.

Unser weiterer Weg mußte daher ein anderer sein. In der ganzen Republik gründeten wir neue Verbände, die Zusammenarbeit mit Prag konnte verstärkt werden, Vertreter der SL, damals vor allem Horst Löffler, stellten ihre großen Erfahrungen zur Verfügung und Walter Piverka brachte -bei seinem hervorragenden Organisationstalent- auch seine Erfahrungen aus dem Tschechischen Nationalrate ein, die er als Parlamentarier erworben hatte. Das Ergebnis war schließlich die Gründung der Arbeitsgemeinschaft deutscher Verbände, die wiederum beschloss, eine Landesversammlung ins Leben zu rufen. Dies geschah am 7. November 1992 in Reichenberg. Sie arbeitet bis heute erfolgreich. Inzwischen sind 20 Jahre vergangen. Der Kulturverband ist bis heute -wie die Landesversammlung- eine selbständige Organisation.

 

Quelle: Reichenberger Heimatkalender 2012 

 

Veröffentlicht in Aktuelles, Aus dem Heimatkreis Reichenberg, Reichenberg heute Liberec.

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