Reichenberg – eine Schulstadt

Reichenberg war nicht nur die bedeutendste Industrie- und Handelsstadt Nordböhmens, es war auch eine herausragende Schulstadt, die bis 1945 außer einer Hochschule (ihre Gründung verhinderte der Zweite Weltkrieg) so gut wie alle Schularten in ihren Mauern vereinigte.

• Man nimmt an, dass die Stadt schon im 14.und 15.Jhdt. eine damals übliche Pfarrschule besessen hat, die aber wohl in den Hussitenkriegen (1419 – 1436) wie das ganze „Städtel” vernichtet wurde.
• Erst 1544 berichtet die erste Urkunde über die „Alte Schule “, an der der Stadtschreiber das Amt des Schulmeisters übernahm.
• Einen weiteren Rückschlag erlitt das Schulwesen in Reichenberg durch den 30 jährigen Krieg (1618 – 1648) und die dann einsetzende Gegenreformation.

Einen neuen Aufschwung nahm das österreichische Schulwesen durch die ,,Allgemeine Schulordnung” 1774 durch Maria Theresia, die jede Pfarrkirche mit einer Trivialschule (für Lesen, Schreiben, Rechnen), jede größere Stadt mit einer Hauptschule und jede Landeshauptstadt mit einer Normalschule versah.

1869 wurde in Österreich das Reichsvolksschulgesetz erlassen, das dem österreichischen Schulwesen eine freiere Entwicklung ermöglichte, den Schulbetrieb aufblühen ließ und auch nach 1918 in den Nachfolgestaaten wegen seiner Effizienz fast unverändert übernommen wurde.

Volksschulen in Reichenberg
Altstätter VS (1812), Christianstädter VS (1870), Viertler VS (1873),
VS in der Schützengasse (1879), Keilsberg VS (1892), VS am Kranich (1909)

Übersicht:
Vor 1914: 5 Knaben- und Mädchenschulen (fünfklassige VS); 1 gem.VS; 2 Knaben- und 2 Mädchenbürgerschulen
1918: 56 Volksschulklassen, 21 Bürgerschulklassen
1930: 25 Volksschulklassen, 23 Bürgerschulklassen, 1 priv.VS- u.Bürgerschule der Ursulinen (8 Klassen); 1 Hilfsschule mit 4 Klassen
Gründe:
Minderheitenschulgesetz (1919) und Geburtenrückgang

Weitere deutsche Schulen (31.10.1936)
5 Höhere Schulen (mit Matura):
Realgymnasium(1872), Staatsgewerbeschule(1876), Lehrerbildungsanstalt(1892), Mädchen-Reforrvtrealgymnasiurrt(1920), Handelsakademie(1901)
In CSR: 1918/19 : 124 deutsche – 157 tschechische höhere Lehranstalten
1937/38 : 82 deutsche – 286 tschechische höhere Lehranstalten
9 Fachschulen: Textilindustrie, Handel, Gewerbeförderung, Landwirtschaft, Musik,
Kunst, Frauenberufe, Drogisten, Hebammen
7 Fortbildungsschulen für verschiedene Berufe; 8 Kindergärten, Kinderheime 1 Hilfsschülerheinl; 1 Asyl-Marienkrippe der Fa. Liebieg; 1 Lehrlingsheim mit Jugendherberge

Rudolf Simm

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