Jaberlich

Das Dorf Jaberlich liegt am nordwestlichen Abhange des 683 m hohen Jaberlichberges. Eine besondere Note erhielt der Berg durch die Aufstellung des Riesenfasses, ein als Gasthaus eingerichteter Holzbau, der dem Langenbrucker Lindenwirt Wilhelm Hübel beim Besuch der Wiener Ausstellung 1898 so gut gefiel, dass er das Riesenfass mit bemittelten Freunden ankaufte und auf dem Gipfel des Jaberlichberges aufstellte.

Jaberlich entstand nach dem Hussitenkriege und wird erstmals 1547 als Javornik urkundlich genannt. Durch Eindeutschung wurde der Name zu Jaberlich.

In der deutschsprachigen Gemeinde gab es nur eine rein tschechische Familie. Die Bevölkerungszahl sank ständig, weil die Hausweberei zum Erliegen kam und eine Abwanderung der Bewohner in die Industriegebiete einsetzte.

Eines der ältesten Gebäude Jaberlichs, lange vor dem Dreißigjährigen Krieg erbaut, war das der Familie Stracke, ein Holz-Blockhaus. Der Urahne betrieb einen Wolle- und Garnhandel und fuhr mit dem Schubkarren auf die Märkte nach Pilsen, Prag und Wien. Bald konnte er das gutgehende Geschäft erweitern und einen Pferdekarren verwenden. 

1901 wurde mit Hilfe des Deutschen Schulvereins eine einklassige Volksschule erbaut. Erster Schulleiter war Lehrer Blumrich.

1907 wurde eine Straße nach Jaberlich gebaut, die oberhalb von Langenbruck von der Kaiserstraße abzweigt, aber nur bis zur Dorfmitte führte, weil keine Einigung über die Abgabe des Landes erzielt werden konnte.

1914 setzte im ersten Weltkrieg eine Lebensmittelknappheit ein, Brotkarten wurden eingeführt. Da das Dorf kein Lebensmittelgeschäft hatte, mussten Weizenmehl und Nährmittel in Reichenberg abgeholt und durch den Vorsteher und die Gemeinderäte verteilt werden.

1918 beim Zerfall Österreichs wurde auch Jaberlich von den Tschechen besetzt und dem neuen Tschechisch-Slowakischen Staate einverleibt.

1920 konnte aus Langenbruck die elektrische Licht- und Kraftstromleitung herangeführt werden.

1938 Durch das Münchener Abkommen kam auch Jaberlich zum Deutschen Reich.

1939 Nach Ausbruch des Polenkrieges wurden viele Männer eingezogen oder dienstverpflichtet. Dennoch blieb kein Stück Land unbewirtschaftet.

1945 Auch in Jaberlich fanden viele der Flüchtlinge aus dem deutschen Osten Aufnahme, meist in der Schule, wo der Lehrermangel einen ständig wechselnden Unterricht bedingte. Anfang Mai fielen russische Bomben, als weiße Tücher ausgehängt wurden, trat Ruhe ein. Am 16. Juni begann die Vertreibung. Ein Teil der Bevölkerung wurde aus dem Schlaf gerissen und nach Versammlung bei der Langenbrucker Schenke auf einen „Strafmarsch von zwei Tagen“ geschickt. Gemeinsam mussten die nur mit wenig Eßbarem versehenen Menschen zu Fuß zum Bahnhof Reichenberg wandern, wurden dort einwaggoniert und ins Deutsche Reich abgeschoben. Christi Himmelfahrt im folgenden Jahr musste ein zweiter Teil der Bevölkerung binnen 24 Stunden gestellt sein, um durch ein Gendarmerieaufgebot zum Bahnhof gebracht zu werden. Pfingsten 1946 ging es mit einem großen Transport vom Reichenberger Lager fort, ein Teil nach Westen, der andere nach Thüringen. Vier Wochen später mussten auch die letzten Deutschen Jaberlich verlassen, sie kamen nach Mecklenburg. 

 

Hier ein Artikel über Jaberlich in Wikipedia.

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