Böhmisch-Aicha

Gemeindebetreuer:

Endler, Rainer
Lindenweg 37
42929 Wermelskirchen

Die Stadt liegt am Zusammenfluss des Jeschken- und Raschenbaches, die vereint bei Libič der Mohelka zufließen. Im Norden erhebt sich majestätisch der Jeschken, südöstlich ragen die Schafberge empor. Die Stadt grenzt im Norden an Altaicha und Domaslowitz, nordöstlich an den zu Bilai gehörenden Ortsteil „Am Sande“.

Die Gegend war einst mit Eichenwald bedeckt, daher auch der Name Aicha, tschechisch Dub. Böhmisch Aicha hat mit dem benachbarten Liebenau und Oschitz, was Besiedlung und Herrschaftsverhältnisse angeht, weitgehend gemeinsame Geschichte, ist aber der ältere Ort. Erstmals erwähnt wird er 1115 in Schriften des Benediktinerklosters Kladrub. 1140 entstand hier ein Jagdschloß des Herzogs Jaromir. Die spätere Niederlassung des Johanniterordens im Schutze einer Burg hieß ursprünglich Neu-Swietla. Dieses bzw. nachher das Dorf Dub ist das heutige Aicha. Der Orden gründete mehrere Siedlungen, nach Norden bis Kohlstatt und Maffersdorf. Das damals als Herrenstadt bezeichnete Aicha führt auf silbernem Grund die Eiche im Wappen und hat die Farben weiß-grün. Eine Stadtumwallung mit Wartturm ist in Resten noch erhalten.

Da zur Zeit Ottokars I und seines Nachfolgers Wenzel das deutsche Element einen entscheidenen Einfluß am königlichen Hofe erlangt hatte und das Städtewesen in Böhmen deutschen Ursprungs war, kann angenommen werden, dass auch Aicha damals vorwiegend von Deutschen bewohnt war. Erst später trat slawisches Volkstum im Städtchen stärker hervor, das im Hussitenkrieg gewaltsam seines deutschen Charakters entkleidet wurde.

Grundbücher der Stadt sind aus dem 16. und 17. Jahrhundert noch vorhanden. Namentlich bekannt sind die Bürgermeister ab 1525. Bereits 1291 wird urkundlich der Kirche „zum hlg. Geist“ in Aicha gedacht. Im Jahr 1294 nennt Bischof Paul von Krakau sie und jene in Swietla als Wallfahrtsstätten.

Not und Elend hinterließ der Dreißigjährige Krieg. Verzeichnet werden 30 abgebrannte und wüste Häuser. 1775 brach der Bauernaufstand los, der auch Aicha unmittelbar und sehr hart traf. 1634 vernichtete ein großer Brand 41 Wohnhäuser, 1694 35 Häuser, Kirche, Pfarrei, Rathaus und Schule. 1720 brach ein Feuer aus, dem die Kirche der Johanniter und das Bräuhaus zum Opfer vielen. 1855 wurden das Spital und das alte mächtige Schloss, die Rabenburg, ein Raub der Flammen. 1866 brannten 28 Häuser nieder, wobei einquartierte preußische Soldaten löschen halfen; eine Gedanktafel an der Friedhofskirche erinnert daran.

1680 brach die Pest aus, woran die Pestsäule am Marktplatz erinnert. 1772 und 1847 wütet frt Typhus in der Stadt; 1850 erlagen 126 Personen der Cholera.

Schließlich brach am Ende des 2. Weltkrieges, mit der Vertreibung der Deutschen aus angestammtem Besitz, die Katastrophe herein.

Schon zu Wallensteins Zeiten war eine Wasserleitung angelegt. Das Trinkwasser kommt aus Hochbehältern in den Schafbergen, ein weiteres Wasserwerk wurde 1910 an der Liebenauer Straße errichtet. Gasbeleuchtung wurde in dem Städtchen um 1870 eingeführt, Elektrizität nach 1920. Der Prachtbau der deutschen Schule ist Franz Ritter v. Schmitt zu danken, der ihn zu des Kaisers 25. Regierungsjubiläum errichten ließ.

In Aicha war ursprünglich die Leineweberei und Kattunerzeugung beheimatet. Franz Schmitt aus Braunau gründete 1843 eine eigene Fabrik, zunächt in kleinerem Umfang, später mit Zweigbetrieben in Semil und Iserthal und beschäftigte mehr als 2.000 Mitarbeiter.

Der Gerichtsbezirk Böhmisch Aicha umfaßte, vor dem Anschluß zum politischen Bezirk Turnau und dem Jungbunzlauer Kreis gehörig, 25 Gemeinden und im Gesamtausmaß ca. 12.000 ha. Aicha hatte bis 1918/19 eine fünf- und dreiklassige deutsche Volks- und Bürgerschule. Sogleich nach dem Umsturz wurde eine tschechische Bürgerschule unter Wegnahme des deutschen Schulgebäudes, samt der wertvollen Lehrmittelsammlung, errichtet und die deutsche Schule gesperrt.

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