DIALOG 2013: Pressebericht

Die 15. Deutsch-Tschechischen Kulturtage fanden turnusgemäß in Reichenberg/Liberec statt. Nach 2005 nun zum fünften mal unter dem Oberbegriff DIALOG. Und auch in diesem Jahr wurde die Veranstaltung dem Titel mehr als gerecht.

1990 traten der Heimatkreis Reichenberg und der Verband der Deutschen in der Region Reichenberg erstmals mit ihrer Idee Deutsch-Tschechischer Kulturtage an die Öffentlichkeit.

Die Vertreter der beiden Städte Augsburg und Reichenberg/Liberec waren von Anfang in die Idee eingebunden und unterstützen diese tatkräftig. Nach erfolgreichem Start in Reichenberg/Liberec wechselte der Veranstaltungsort zwischen Heimat- und Patenstadt. Im Jahr 2005 übernahmen die beiden Städte, auch oder vielleicht gerade vor dem Hintergrund der noch jungen Städtepartnerschaft, die Führung der Kulturtage und führten den Oberbegriff DIALOG ein. Zunächst war Ziel der Veranstaltung die deutsche Kultur Reichenbergs zu bewahren und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Spätestens ab 2005 wurde dieser Kern erweitert um Begegnungen von Bewohnern beider Städte und heimatverbliebenen und heimatvertriebenen Reichenbergern. Der Dialog während der Kulturtage nahm einen breiteren Raum ein. “Wir freuen uns, dass unsere Idee von Deutsch-Tschechischen Kulturtagen bis heute auf große Aufmerksamkeit stößt und vor allem, dass die beiden Städte Augsburg und Reichenberg, diese Idee so positiv aufgenommen haben”, sagt Klaus Hoffmann, Vorsitzender des Heimatkreis Reichenberg.

Dialog 2013 – Das 16. Jahrhundert in Reichenberg und Augsburg

Primatorin Rosenbergová begrüßte bereits am Freitag morgen die Gäste aus Deutschland im altehrwürdigen Ratssaal des Reichenberger Rathauses. Angeführt von Augsburgs Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl präsentierten sich die Mitglieder des Augsburger Geschlechtertanzes, die noch mehrfach Gelegenheit bekamen ihr Können unter Beweis zu stellen. In ihrer Begrüßungsrede ging Frau Rosenbergová auch auf die Anfänge der Kulturtage und die Rolle des Heimatkreises und des Verbandes ein. Ähnlich äußerte sich auch Augsburgs höchster Repräsentant. Der Vorsitzende des Heimatkreis Reichenberg nutzte die Gelegenheit um den bereits für 2014 aufgelegten Reichenberger Heimatkalender an die Gastgeberin zu überreichen. Der Kalender 2014, die fünfzehnte Auflage seit Ersterscheinung, geht zur Erinnerung auf wichtige Ereignisse der letzten Jahre ein. Unter anderem sind Bilder der ersten Kulturtage mit Otto von Habsburg zu sehen. Nach einer, schon obligatorischen Rathausführung, ging es im Programm Schlag auf Schlag, obwohl die Kulturtage offiziell noch gar nicht eröffnet waren. Mit einer einzigartigen Darbietung am Abend in der Städtischen Galerie begann der DIALOG endgültig. Allen Anwesenden wird der Abend unvergessen bleiben. Die größte Ausstellung mit Werken von Albrecht Dürer, die je in der Tschechischen Republik gezeigt wurde, stand im Mittelpunkt, als Augsburgs Oberbürgermeister in Begleitung seiner Lebensgefährtin den Geschlechtertanz in Originalkostümen anführte. Frau Rosenbergová eröffnete die Ausstellung und die Kulturtage nicht ohne die Bedeutung des Heimatkreises Reichenberg, der die Idee dieser Grenzen überwindenden Veranstaltung hatte, ausdrücklich zu erwähnen. Grußworte von Oberbürgermeister Voigt aus Zittau, der sich über eine vierzig jährige Städtepartnerschaft seiner Stadt mit Liberec/Reichenberg freuen konnte, die in den letzten Jahren an Dynamik gewann, rundete die Eröffnung ab. Den Mitgliedern des Geschlechtertanzes werden die Technikprobleme in Erinnerung bleiben. Den Zuschauern aber die Improvisation ohne musikalische Begleitung. Denn das Ensemble summte und pfiff sich selbst die Melodie zum Reigen. Die Ausstellung zog anschließend die Besucher in ihren Bann. Bei einem Empfang kamen sich die Besucher näher und es entwickelten sich angeregte Gespräche.

Liebieg-Denkmünze für die in Reichenberg lebende Dagmar Neumann

Es ist gute Tradition im Heimatkreis Reichenberg für herausragende Leistungen die höchste Auszeichnung, die Liebieg-Denkmünze, die nach dem Hause der Freiherren von Liebieg benannt ist, zu vergeben. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Dagmar Neumann, die neben Tätigkeiten im Begegnungszentrum vor allem durch ihre Berichte über das aktuelle Geschehen in Reichenberg/Liberec im Reichenberger Heimatblatt auffällt. Diese regelmäßige Information bringt das Tagesgeschehen den Lesern nahe. Sei es die Wiedereröffnung der Liebiegwarte oder seien es Veranstaltungen in Reichenberg; all das schreibt Frau Neumann und trägt so maßgeblich dazu bei, dass über das aktuelle Geschehen berichtet wird.

Jahrmarkt

Ein zentraler Veranstaltungsort war in diesem Jahr mit dem Neustädter Platz der Platz vor dem Rathaus. Hier eröffnete die extra nach Reichenberg/Liberec in der Kutsche angereiste Katharina von Reden den Jahrmarkt und übergab ein Schreiben Rudolf II. an die Regentin der Stadt, die sich mit ihrem Gefolge darstellte. Das Schreiben enthielt die Erlaubnis einen Markt abzuhalten. Dieses Ereignis galt es zu feiern. Die Augsburger Gäste zeigten sich von ihrer besten Seite und Katharina von Redern und allen Besuchern des Marktes verschiedenste moderne Tänze des 16. Jahrhunderts. Ein Marktrundgang beendete den ersten Auftritt von Katharina.

Ausstellung „Geschichte Reichenbergs“

Die Vorsitzende des Verbandes der Deutschen, Krista Blaževicová begrüßte die Gäste im Begegnungszentrum an der Ruppersdorfer Straße. Allen voran die Vertreter der Stadt Reichenberg/Liberec, die Bürgermeister Šolz und Svoboda, die Augsburger Stadträte Theo Gandenheimer, Claudia Eberle, Lieselotte Grose und Rose-Marie Kranzfelder-Poth, sowie die Vertreter des Heimatkreises Reichenberg, die angeführt von Klaus Hoffmann nach Reichenberg gereist waren. Die Ausstellung über die Geschichte Reichenbergs eröffnete Klaus Hoffmann am Samstag nachmittag im Begegnungszentrum. Von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1352 bis zum Bau des „Bau der Versöhnung“ reicht der Bogen der Ausstellung, die noch bis Ende Juli im Begegnungszentrum zu sehen sein wird. Klaus Hoffmann ging in seiner Ansprache auf die Entwicklung mit der ersten Besiedlung aus dem Lausitzer Raum ebenso ein, wie auf das auf und ab im Lauf der Geschichte. Die Bedeutung des Schulwesens, das maßgeblichen Einfluß auf die Entwicklung hatte und die Stadtväter und Industriellen, die es verstanden der Kultur einen breiten Raum einzuräumen, und damit für einzigartige Bauwerke sorgten. Auch das traurige Kapitel der Zerstörung der Synagoge im Jahr 1938, an deren Stelle heute der bereits erwähnte „Bau der Versöhnung“ steht wurde nicht ausgelassen. „Reichenberg war immer an der Spitze der Bewegung“ sagte Klaus Hoffmann und meinte die große Bedeutung auf wirtschaftlichem, kulturellem und sozialem Gebiet. Aber so sein Credo, „es sind die Menschen, die eine Stadt ausmachen.“ Daher war es für ihn eine große Freude Krista Blaževi?ová und Vera Straková, der langjährigen Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen, die Ehrenurkunde des Heimatkreises Reichenberg zu verleihen. Nach dem Eintrag ins Gästebuch lauschten die Gäste einem Vortrag von Prof. Barbara Probst- Polášek über einen Briefwechsel ihrer Mutter mit Otfried Preußler.

Danach besuchten die Gäste die Liebiegwarte, den Jeschken oder machten einen Stadtbummel, um sich abends zum Abschied noch einmal auf dem Marktplatz zu treffen. Dort verabschiedete sich der Geschlechtertanz von Katharina von Redern, die sich noch einmal ihrem Volk präsentierend zum Finale einfand. In einem Trommelwirbel endeten die diesjährigen Kulturtage – die nächsten werfen ihre Schatten voraus.

Im Jahr 2015, im Jubiläumsjahr, wenn sich die Übernahme der Patenschaft über die aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen aus Reichenberg – Stadt und Land – zum sechzigsten male jährt, wird Augsburg wieder Austragungsort sein.


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Veröffentlicht in Aktuelles, Aus dem Heimatkreis Reichenberg, Reichenberg heute Liberec.

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